Athos: Die Mönchsrepublik

»Frauen müssen leider draußen bleiben« / Besichtigung der Klöster nur vom Schiff aus möglich

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Der Besuch auf dem östlichsten »Finger« der Chalkidiki-Halbinsel, der Mönchsrepublik Athos (Agion Oros), ist der Tradition des »Avaton« zufolge ausschließlich Männern vorbehalten. Für Frauen heißt das: »Wir müssen leider draußen bleiben!« Begründet wird das offiziell damit, dass Marien, die sich den Athos als ihren Garten erwählt haben soll, kein anderes weibliches Wesen, also auch keine weiblichen Tiere, auf dem heiligen Boden zulässt.

Die Verbannung aller »animalia« weiblichen Geschlechts vom Athos geht zurück auf die zweite Verfassung von 1045, die von Kaiser Konstantinos Monomachos in Kraft gesetzt wurde. Darin war erstmals vom sogenannten »Avaton« die Rede. Das Verbot war vom heiligen Theodor Studita, einem der großen Väter des orthodoxen Mönchstums, gutgeheißen worden: »Halte kein Tier weiblichen Geschlechtes, da du dem weiblichen Geschlecht insgesamt abgeschworen hast, weder im Haus noch auf dem Feld. Denn keiner der heiligen Väter hielt sich welche, noch bedarf ihrer die Natur. ...« (Quelle: »Athos – Stätten des Geistes« von Philip Sherrard, 1959, Urs Graf-Verlag).

Die Klöster des Athos liegen zum Teil in Sichtweite beinander. Frauen können sie indes nur vom Boot aus betrachten.













Die autonome Mönchsrepublik gilt als wichtigstes orthodoxes Pilgerziel. Männliche Angehörige nichtorthodoxer Bekenntnisse erhalten Zutritt, wenn sie rechtzeitig zuvor beim Pilgerbüro in Thessaloniki vorgesprochen, dort ein Empfehlungsschreiben erhalten und mit diesem im Pilgerbüro von Ouranopouli das so genannte Diamonitirio erhalten haben. Damit wird ein viertägiger Aufenthalt auf dem »Heiligen Berg« gewährt – täglich werden aber nicht mehr als zehn Besucher zugelassen. Neben der Möglichkeit, aktiv an Askese und Frömmigkeit teilzunehmen, finden die männlichen Athos-Besucher hier ein attraktives Wandergebiet vor. Interessierten Touristinnen bleibt indes nur die Möglichkeit, einige Klöster im Rahmen einer Bootstour entlang der Küste zu besichtigen.

Bootstour entlang der Athos-Küste: Start ist entweder Panaghia auf der Sithonia oder Ouranoupoli
















»Garten der Gottesmutter«

Die Mönchsrepublik Athos (Agion Oros), auch »Garten der Gottesmutter« genannt, gilt als wichtigster Bezugspunkt der Orthodoxie. Auf der Athos-Halbinsel befinden sich 20 Klöster sowie zwölf kleinere Mönchsdörfer, die Skites, und etwa 700 Mönchszellen, die Kelias, Kalivais (Hütten), Kathismatas (Sitze) und Asketerias (Asketenstätten). Insgesamt leben heute rund 2000 Mönche auf dem Athos. In byzantinischer Zeit waren es etwa 40.000. Seit mehr als 1000 Jahren spielt sich das Leben hier nach den Regeln und der Religiösität der Byzantiner ab.

Der Athos-Finger gleicht einem großen Museum der byzantinischen und postbyzantinischen Kunst und Kultur. Die Hallen, Kirchen und Bibliotheken der Klöster beherbergen einzigartige Schätze. Byzantinische Ikonen, tausende Handschriften und Kodizes mit den goldenen Bullen der Kaiser, seltene religiöse Editionen, Wandmalereien, Mosaikböden, wertvolle Kleingegenstände, Sakralgefäße und verschiedene andere Kleinode von unschätzbarem Wert machen den Reichtum aus. Im ältesten Kloster des Athos, dem um 962 gegründeten Kloster Megistis Lavras an der Südspitze der Halbinsel, schmücken beispielsweise Malereien des vom Athos stammenden Malers Theophanis die Wände.

Geografie und Selbstverwaltung

Dominiert wird die Athos-Halbinsel vom 2033 Meter hohen Berg Athos an der Südspitze. Die Landschaft ist sehr viel bergiger als die Kassandra im Westen 2033 Meter hoch ist der Berg Athos an der Südspitze der gleichnamigen Halbinselund die Sithonia. Die steilen Hänge und tiefen Taleinschnitte der 336 Quadratkilometer großen und rund 50 Kilometer langen Mönchsrepublik sind dicht bewaldet und weitgehend unberührt. Hauptort und Sitz der Athos-Selbstverwaltung ist Karyes. Zugang zur Mönchsrepublik ist selbst für die Mönche nur per Boot über den kleinen Hafen Dafni möglich. Zum griechischen Staatsgebiet hin grenzen Zäune und Mauern mit Stacheldraht die Mönchsrepublik ab. Letzter für Touristen erreichbarer Ort am nördlichen Ende der Athos-Halbinsel ist Ouranoupoli. Von hier aus werden Bootstouren entlang der Athos-Küste angeboten.

Ouranoupoli ist letzter allegmein zugänglicher Ort auf der AthosOffiziell wurde Athos 1926 an Griechenland angeschlossen, erhielt aber eine Sonderstellung mit eigener Verfassung und Verwaltung. Verwaltet wird Athos von der sogenannten Iera Kinotia, der Heiligen Gemeinschaft, die sich aus je einem Vertreter der 20 Klöster zusammensetzt und sich auf fünf Vierergruppen verteilt. Der Verwaltungsrat aus vier Epistates (Aufseher) und einem Protepistatis (Oberaufseher) regelt die finanziellen und juristischen Belange der Mönchsrepublik.

Ouranoupoli

Himmelsstadt« nennt sich der letzte zugängliche Ort des Athos-Fingers. Ouranoupoli wurde von Flüchtlingen aus Kappadokien erst 1922 auf dem Gelände des Klosterguts Vatopedi gegründet. Heute ist der Ort Anlaufstelle für etliche Touristen aus aller Herren Länder, die von hier aus zu einer Bootstour entlang der Athos-Küste starten. Entsprechend touristisch ist die Infrastruktur rund um den kleinen Hafen Hafen von Ouranoupoliausgerichtet: an der Uferpromenade reiht sich ein Restaurant ans nächste. Vor allem wenn die großen Ausflugsschiffe von der Sithonia-Halbinsel (Abfahrten in Panaghia) in Ouranoupoli anlegen und ihre Passagiere zur Mittagsrast an Land entlassen, haben die zum Teil aufdringlichen Restaurant-Werber alle Hände voll zu tun. Legen diese Boote wieder ab, kehrt im Ort wieder Ruhe ein. Wer sich für eine Tour direkt von Ouranoupoli entscheidet – täglich um 10.30 und 13.30 Uhr –, bekommt Tickets für 15 Euro pro Person in einer der vielen Agenturen im Ort. Tipps: Bei der Nachmittagstour hat man die Sonne im Rücken. Von der linken Bootsseite aus lassen sich prima Fotos von den insgesamt acht Klöstern an der Westküste machen.

Prosphorios-Turm nahe des Hafens von Ouranoupoli
















Der Grenzort Ouranoupoli macht trotz der vielen Touristen einen ganz netten Eindruck. Abseits der Shopping- und Restaurantstraßen locken ruhige schöne Gassen zum Bummel. Und nicht selten begegnet einem der ein oder andere schwarz gewandete Mönch, der auf den Boots-Transfer nach Dafni wartet. Nicht versäumen sollte der Besucher indes die markante Sehenswürdigkeit des Ortes: der fünfstöckige Prosphorios-Turm mit seinen SchießschartenSeitengasse in Ouranoupoli und kleinen Balkonen, oberhalb des Hafens. Erbaut wurde der Turm um 1344. Der Turm wurde saniert und ist ohne Eintritt (Stand: Oktober 2004) zugänglich. Von oben bietet sich ein schöner Blick auf den Hafen, die Küste und die Dächer des Ortes. Im benachbarten flachen Steingebäude sind diverse Ausgrabungsgegenstände ausgestellt. Erfreulicherweise wird auch hierfür kein Eintritt verlangt.

Der Küstenstreifen im Norden

Zwischen Ouranoupoli und Trypiti, dem nördlichen Küstenstreifen der Athos-Halbinsel erstrecken sich auf etwa acht Kilometern Länge mehrere Strandbuchten sowie einige Ferienanlagen und Hotels. Trypiti ist weniger ein Ort als vielmehr Fähranlegestelle für alle, die auf die vorgelagerte Insel Amoliani übersetzen möchten. Die kleine Insel gilt als landschaftlich reizvoll und ist noch weitgehend unberührt vom Tourismus. Etwa 5000 Menschen leben auf Amoliani. In der Nähe von Trypiti erinnert nur noch eine Bodensenke an den einstigen Kanal, der hier die nur 2500 Meter breite Landenge durchstach. Angelegt wurde der Kanal 483 v. Chr. vom Perserkönig Xeres.

Bootsfahrt entlang der Athos-Westküste

Im folgenden seien kurz jene acht Klöster beschrieben (von Nord nach Süd), die während der Bootsfahrt entlang der Athos-Westküste zu sehen sind. Erklärungen dazu erhalten Ausflugsteilnehmer in griechisch, englisch und deutsch vom Band.

Kloster Dochiariou

Erstes Kloster, das linker Hand an der Westflanke des Athos-Gebirgszuges ins Blickfeld kommt, ist das Kloster Dochiariou. Es wurde zu Beginn des 11. Jahrhunderts vom heiligen Euthymios ins Leben gerufen und bereits 1046 in einer Kloster Dochiarioukaiserlichen Urkunde erwähnt. Seinen Namen verdankt es seinem Gründer ab, der zuvor Dochiarios, also Magazinverwalter für Flüssigkeiten im Kloster Megistis Lavras war. Geweiht ist es dem heiligen Nikolaus von Myra und den Erzengeln Michael und Gabriel. 1821 wurde das Kloster verwüstet und geplündert, konnte aber in seinem Klosterschatz ein Stück des heiligen Kreuzes, Messgewänder, golddurchwirkte Stoffe, zahlreiche Bücher sowie die wertvolle Ikone Panajia Gorgeopikoos bewahren. Aktuell leben hier 20 Mönche.

Kloster Xenofontos

Über die größte griechisch-orthodoxe Kirche auf dem Athos verfügt das Kloster Xenofontos, das wenig später vom Boot aus zu sehen ist. Es wird erstmals im Jahr 1033 erwähnt und ist dem heiligen Gheorghios geweiht. Sein Namenspatron, der Priester Xenophon, taucht Kloster Xenofontosin der Heiligenvita des Athanasios auf. 40 Mönche bewohnen dieses Kloster, das von drei byzantinischen Kuppeltürmen überragt wird. Vor allem durch Brände wurde es stark in Mitleidenschaft gezogen, wurde inzwischen aber wieder aufgebaut. In der alten Klosterkirche befinden sich Wandmalereien des kretischen Malers Antonios. Die sechseckige Levitenkanzel der Trapeza stellt die vier Evangelisten dar und gilt als eine der sehr frühen Arbeiten auf dem Athos (14. Jahrhundert).

Kloster Agios Panteleimonos

Eines der imponierendsten Klöster an der Westküste des Athos ist das Kloster Agios Panteleimonos. Seine markanten grünen Zwiebeltürme markieren die russisch-orthodoxe Ausrichtung, die es seit ungefähr 1875 hat. Es wurde etwa zu Beginn des 11. Jahrhunderts gegründet und verdankt seinen Namen der ersten Zelle des heiligen Panteleimon dem Thessaloniker, dem es auch geweiht ist. Bis zur Oktoberrevolution 1917 lebten hier allein etwa 2000 russische Mönche und der Orden bekam reichlich finanzielle Zuwendung aus Russland. Dann versiegte aufgrund von politischen Veränderungen der Geldzufluss. Seit den Umwälzungen in der ehemaligen Sowjetunion erlebt das Kloster wieder einen verstärkten Zuzug russischer Mönche, der jedoch von der Kloster Agios Panteleimonosgriechischen Regierung begrenzt wird. Wie viele anderen Athos-Klöster wurde auch das Kloster Agios Panteleimonos von Bränden schwer beschädigt. Der Kern der imposanten Anlage ist inzwischen wieder hergestellt, die hohen, fensterlosen Gebäudetrakte im äußeren Bereich jedoch stehen größtenteils leer, sollen aber offenbar nach und nach wieder aufgebaut werden. Aktuell leben hier 30 Mönche.

Kloster Ksiropotamou (Xeropotamos)

Kloster Ksiropotamou (Xeropotamos)
















Um 956 soll »die Jungfrau Poulcheria« Tochter des Kaisers Arkadios, das Kloster Ksiropotamou (Xeropotamos) gestiftet haben. Seinen Namen erhielt das Kloster von seinem Gründer Hosios Pawlos, der zuvor am nahen Ufer des ausgetrockneten Xeropotamos als Asket gelebt hat. Weil er als Konkurrent des Heiligen Athanasios ein Gegengewicht zum Kloster Megistis Lavras bildete, wird er in einigen Dokumenten auch Chloropotamos genannt, was soviel bedeutet wie »frischer Strom« im Gegensatz zum »ausgetrockneten Flussbett«. Das Kloster, das heute 50 Mönche beherbergt, liegt auf einer Hochebene und gleicht nicht wie viele anderen Klöster des Athos einer Festung. Es wurde im 16. und 17. Jahrhundert mehrfach Ziel von Raubüberfällen und von Bränden heimgesucht. Geweiht ist es den 40 Märtyrern.

Kloster Simonos Petras

Es folgt der Blick auf den Hafen Dafni und schon hinter einer geschwungenen Landzunge ist das nächste Kloster hoch oben auf einem Felsen am Hang zu Kloster Simonos Petrassehen: das siebenstöckige Kloster Simonos Petras wird zurzeit von rund 50 Mönchen bewohnt. Es wurde etwa zu Beginn des 14. Jahrhunderts an jener Stelle gegründet, an der der heilige Simon als Asket gelebt haben soll, nämlich auf einem hohen, spitzen Felsen (byzantinisch Petra). Simon gab dem Kloster seinen ursprünglichen Namen »Nea Vitleem« (Neu Betlehem), später wurde es nach seinem Begründer benannt. Geweiht ist das renovierte Kloster der Geburt Christi.

Kloster Osiou Grigoriou

In direkter Nachbarschaft liegt auf einer Klippe direkt am Meer das Kloster Osiou Grigoriou. 70 Mönche wohnen heute in dem zwischen 1341 und 1391, der Regierungszeit des Kaisers Johannes Palaiologos, gegründeten Kloster. Geweiht ist es dem heiligen Nikolaus. Über seinen Gründer gibt es in der Literatur verschiedene Angaben: entweder war es der heilige Gregorios der Junge oder aber dessen Lehrer, Gregorios der Sinaite. Das Kloster Osiou Grigoriou beherbergt in seiner Bibliothek wertvolle Handschriften und Bücher.

Kloster Dionysiou

Der Geburt Johannes des Täufers ist das folgende Kloster Dionysiou geweiht. Seinen Namen verdankt es seinem Gründer, dem heiligen Dionysios. Dieser errichtete hier wahrscheinlich 1366 ein Kleinkloster, als Kloster DionysiouKönig Johannes I. Palaiologos ein entsprechendes Chrysobull erließ. In dem wuchtigen Gebäude, das direkt an der Küste steht, leben heute 50 Mönche. Das Kloster Dionysiou zählt die Goldene Bulle des Kaisers Alexios III. mit der Klosterstiftung von 1374 zu den Schätzen seiner Bibliothek. Wertvoll sind auch die Wandmalereien des kretischen Malers Tzortzis, ein Evangeliar aus dem 13. Jahrhundert und ein mit Blattgold verziertes Altargitter aus dem 18. Jahrhundert.

Kloster Agios Pavlou

Letztes Kloster, das bei den Schiffstouren entlang der Athos-Westküste zu sehen ist, ist das Kloster Agios Pavlou. Es Kloster Agios Pavlouliegt an den Ausläufern des mächtig im Hintergrund aufragenden Berges Athos und verdankt seinen Namen seinem Gründer, dem heiligen Paulus. Einst war es dem heiligen Georg, dann der Darbietung Christi geweiht. Erstmals erwähnt wird es in dokumenten des 11. Jahrhunderts. Das Kloster Agios Pavlou verwahrt hinter seinen hohen Mauern die »Geschenke der drei Heiligen an Jesus« sowie mehr als 12.000 Bücher und rund 500 Schriftstücke.

Informationen:

Nähere Informationen über Chalkidiki und den Athos gibt es im Internet zum Beispiel unter folgenden Adressen:

Homepage der Griechischen Tourismus Organisation
Informative Homepage über Griechenland
Deutschsprachiges Reiseportal über Chalkidiki
Informationen über Athos
Informationen über Athos
Informationen über Athos
Informationen des Hellenic Ministry of Culture, u.a. über Athos
Informationen über Ouranoupoli und Athos

Folgende Literatur befasst sich intensiver mit dem Athos (Auswahl/Quellen):
»Athos – Stätten des Geistes«
von Philip Sherrard, 1959, Urs Graf-Verlag
»Der heilige Berg Athos«
von Karl Eller, 1954, Otto Wilhelm Barth Verlag
»Alte Kirchen und Klöster Griechenlands«, Evi Melas (Hrsg.), 1985, DuMont Buchverlag
»Chalkidiki« von Andreas Neumeier, 2000, Michael Müller Verlag

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