Klöster, Höhlen und Badebuchten

Unterwegs an der zentralen Nordküste mit Abstechern ins Hinterland

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Der Küstenstreifen zwischen Heraklion und Georgioupolis nördlich der Nationalstraße (New Road)ist nicht wirklich dicht besiedelt – dafür verläuft die gut ausgebaute Straße stellenweise zu dicht am Meer entlang. Und dort, wo sie ein Stückweit landeinwärts verläuft, reichen die Ausläufer des Ida-Gebirges fast bis ans Wasser. An den teils steilen Hängen bleibt nicht viel Raum für Siedlungen. Zwischen den Leuchttürmen am Kap Panagia, etwa 20 Kilometer westlich von Heraklion, und am Kap Liavos Kavos, rund 18 Kilometer östlich von Rethimnon, liegen die wenigen Strände in kleinen Buchten. Weiter gen Westen folgen dann lange Strandabschnitte mit einer entsprechenden touristischen Infrastruktur.

Wer schnell vorankommen möchte, schafft auf der New Road die rund 70 Kilometer von Heraklion nach Rethimnon in zirka einer Stunde – je nach Verkehrslage. Will man indes etwas von der Landschaft sehen und das Meer nicht nur aus dem Seitenfenster vorbeihuschen sehen, dem seien einige Stopps empfohlen. Auch lohnt der ein oder andere Abstecher ins Hinterland. Hier einige Vorschläge von Ost nach West.

Blick auf den Bergort Rogdia















Rodia: Bergdorf mit Aussicht

Bei Gazi, etwa sieben Kilometer westlich der Stadtgrenze Heraklions verlässt man die New Road und folgt für etwa einen Kilometer der Straße in Richtung Tylissos, um sogleich rechts ab dem Schild nach Rodia zu folgen. Das Sträßchen schlängelt sich zunächst unter der New Road durch und führt durch ein Industriegebiet, das von der großen Ölraffinerie dominiert wird. Linoperamata nennt sich der Ort, in dem Anhalten Zeitverschwendung wäre. Also weiter, wieder unter der New Road hindurch, und schon schraubt sich die Straße den Berghang hinauf. Vorbei an einer kleinen Kapelle in einer Kurve ist nach etwa sechs Kilometern das Bergdorf Rodia erreicht.

Rodia – oft auch als Rogdia bezeichnet – liegt an der Ostflanke eines Berges, von dem ein Großteil Sperrbezirk ist. Das Dorf mit seinen engen Sträßchen und dem beschaulichen Treiben bietet einen tollen Panoramablick auf die Bucht von Heraklion. Wer die Aussicht auf die Inselhauptstadt und ihr Umland fotografieren möchte, sollte erst am Nachmittag heraufkommen, um extremes Gegenlicht zu vermeiden. Rechts unterhalb der Hauptstraße sind Überreste einer venezianischen Villa zu sehen. Beachtung verdient auch das Portal der Panagia-Kirche in der Dorfmitte.

Blick auf die Nordküste von Rogdia aus












Kloster Savathianon

Am Platz mit dem Denkmal in der Ortsmitte Rodias zweigt links im spitzen Winkel ein steiles Sträßchen ab. Es führt um einige Hügel mit Sendemasten herum und gelegentlich durch auf dem warmen Asphalt ruhenden Ziegenherden hindurch und Kapelle im Kloster Savathianongewährt schöne Aussichten auf die Küste bei Agia Pelagia und den 416 Meter hohen, küstennahen Berg Vovias Vounou. Die Straße endet nach etwa drei Kilometern am Kloster Savathianon, das auf manchen Karten auch Savvathianon geschrieben wird. Das Nonnenkloster liegt besonders idyllisch in einem erstaunlich grünen und wasserreichen Tal. Die in strahlendem Weiß getünchte Klosteranlage hebt sich fotogen vom dichten Grün der Umgebung ab – und betritt man den Klosterhof, so wird es noch schöner fürs Auge. Die etwa Nonnen haben hier ein echtes botanisches Refugium mit üppigen Blüten, allerlei Kräutern und Orangen- und Zitronenbäumen geschaffen.

Idyllische Lage: Kloster Savathianon















Das Kloster Savathianon verfügt über gleich zwei Kirchen: Eine ist dem Heiligen Savvos geweiht und dient heute als Katholikon. Die andere ist Antonios geweiht und liegt auf der anderen Seite des Baches, der das Tal durchfließt. Zu der Felsenkapelle und dem kleinen Friedhof des Klosters gelangt man über einen sehr gepflegten, gepflasterten Kreuzweg Gräber im Kloster Savathianonmit den Stationen des Leidenswegs Christi und schließlich über eine kleine Steinbrücke.

Einst haben Mönche die kleine Steinbrücke angelegt. Die Türken zerstörten 1669 das Kloster und nahmen die Mönche gefangen. Als diese nach vielen Jahren und als alte Männer zurückkehrten, fanden sie ihr Kloster verfallen und ausgeraubt vor. Sie bauten es wieder auf. Nachdem Ende des 19. Jahrhunderts die Zahl der Mönche schrumpfte, stand das Kloster wiederum leer, bis sich nach dem Zweiten Weltkrieg Nonnen vom Peloponnes hier niederließen und die Anlage zu dem machten, was sie heute ist: ein Schmuckstück. Trifft man sie beim Besuch an, sollte man ihnen entweder eine ihrer Stickereien oder Handwebarbeiten abkaufen oder aber eine Spende dalassen. Zum Zeitpunkt der Recherche der Globetrotter-Seiten vor Ort, im Oktober 2005, wurde vor dem Eingangstor des Klosters ein Nebengebäude neu gebaut.

Kreuzweg im Garten des Klosters Savathianon















Paleokastro

Zurück bis Rodia muss man die gleiche Strecke fahren, dort aber besteht die Möglichkeit, über eine Nebenstrecke nach Ahlada an der New Road zu gelangen. Andernfalls kommt man bei Gazi wieder auf die New Road und erklimmt von hier aus den Anstieg bei Paleokastro. Auf einem Hügel direkt am Straßenrand sind Ruinen einer venezianischen Festung zu sehen, die einst ein strategisch bedeutender Bau war. Wer in der Ruine umherstreifen möchte, sollte rechtzeitig vom Gas gehen, um die kleine Parkbucht nicht zu verpassen. Von hier sieht man übrigens nicht nur hinunter in die Bucht von Heraklion, sondern hat auch einen prima Blick auf am Hang liegende Appartementblöcke.

Nordküste zwischen Agia Pelagia und Panormos















Die New Road macht etwa beim Kap Panagia einen scharfen Knick nach Westen und verläuft nun in gebührendem Abstand von der schroffen Küste bei Agia Pelagia. Rund um den etwa 20 Kilometer von Heraklion entfernten Ferienort gibt es mehrere Buchten, Halbinseln und kleine Kaps. Ein Abstecher hinunter an die Küste lohnt allemal. Dazu nimmt man die ausgeschilderte Abzweigung in Richtung Agia Pelagia.

Bucht von Agia Pelagia













Agia Pelagia

Sehenswert ist die Aussicht auf Agia Pelagia mit den verschiedenen Buchten und dem hügeligen Hinterland, wenn man auf der östlichen Zufahrtsstraße hinunter zum Hauptort fährt. Es herrscht rege Bautätigkeit, und bereits etliche Apartementhäuser sprenkeln die Hänge unterhalb der Nachsaison: Hauptstrand in Agia PelagiaNew Road. Viele unterschiedliche Meinungen sind über Agia Pelagia zu lesen. Ein beschauliches Fischerdorf, wie es manche Reiseveranstalter in ihren Prospekten versprechen, ist Agia Pelagia nicht. Vielmehr besteht der Ort hauptsächlich aus touristischer Infrastruktur: vom Luxus-Resort Capsis, einer riesigen Hotelanlage mit eigenem Tierpark und Amphitheater auf einer Halbinsel am westlichen Ende der Agia-Pelagia-Bucht, über etliche Apartementhäuser bis hin zur kleinen Pension gibt es hier die ganze Palette der Unterkunftsmöglichkeiten (sieht man vom Zelten einmal ab). Auch sonst ist man hier ganz auf Feriengäste eingestellt: ein breites Wassersportangebot, Shops, Autovermietungen und etliche Restaurants befriedigen die Wünsche.

Steilküste: Halbinsel des Capsis-Resort in Agia Pelagia
















Doch selbst wenn man in der Hauptsaison kaum einen Einheimischen trifft – angeblich leben nur rund 40 Einwohner ganzjährig hier – kehrt im Oktober eine beschauliche Ruhe ein, und es herrscht eine recht angenehme Atmosphäre. Hauptstraße in Agia PelagiaAllerdings muss man zu dieser Zeit damit rechnen, dass nach und nach die Geschäfte schließen und man sich auf den Winterschlaf einrichtet. Vorteil: bei Autovermietungen und in den Souvenirshops gibts zum Teil kräftige Rabatte. Der Hauptort Agia Pelagia liegt an einer weit geschwungenen Bucht, die von einem Sand/Kiesstrand gesäumt ist. Eine Fußgängerpromenade trennt den Strand von einer Zeile mit Restaurants und Tavernen. In der Mitte der Bucht mündet die Hauptstraße des Ortes, an der diverse Läden und Souvenirshops liegen. Streift man ein bisschen durch die Seitengassen, entdeckt man dann Kirche inmitten von Feldern in Agia Pelagiadoch das ein oder andere Haus, in dem Einheimische wohnen. Je weiter man in Richtung New Road blickt, um so mehr Gemüsefelder fallen ins Auge. Ein Spaziergang abseits der Touristen-Pfade lohnt durchaus, und bleibt man dann etwa bewundernd an einem üppig bestückten Granatapfel-Baum stehen, so werden einem kurzerhand schon mal ein paar Früchte angeboten – zumindest in der Nebensaison. Versteckt in den Feldern steht Weiß getünschter Eingang: Felsenkapelle in Agia Pelagiaübrigens auch eine hübsche, weiß getünchte Kirche.

Eine kleine Felsenkapelle befindet sich am Westende der Agia-Pelagia-Bucht unterhalb des Capsis-Geländes. Fotogen hebt sich die blaue Holttür von dem weiß gestrichenen Fels ab. Im Innern dienen dicke Holzbalken als Stütze. Der Mini-Raum ist vollgestopft mit Ikonen und anderem religiösen Innenraum der Felsenkapelle in Agia Pelagia»Zubehör«. Eine weitere Kirche steht auf dem östlich der Bucht gelegenen Hang. Von hier hat man eine schöne Aussicht auf die große Agia-Pelagia-Bucht und den Hauptort sowie auf eine der benachbarten kleinen Buchten, die über kleine, steile Sträßchen erschlossen sind.

Bucht von Agia Pelagia















Vom Westende der langen Hauptbucht, in der ein paar bunte Fischerboote im kristallklaren Wasser dümpeln, führt eine recht steile Straße hinauf zum »zweiten Ortskern«. An der Einfahrt des Capsis-Geländes liegt auf Halbhöhenlage eine weitere Straße mit Geschäften, Autovermietungen, Promenade in Agia Pelagiaeinem Bäcker und Restaurants. Folgt man der Straße weiter bergauf vorbei an einem Parkplatz und hält sich dann rechts, geht es in die westlich der Capsis-Halbinsel gelegene Bucht mit Sandstrand und Duschgelegenheit – eine Alternative für jene, die nur ungern am Hauptstrand (mit Liegen- und Schirmverleih) in der Sonne brutzeln. Folgt man genannter Straße weiter bergauf, stößt man nach rund zwei Kilometern wieder auf die New Road und kann ein letztes Mal die eher kahle, karge und felsig Landschaft im Umland Agia Pelagias betrachten. Hier mündet übrigens auch die Straßenverbindung Ahlada – Rodia.

Blick auf die Ligariasbucht östlich von Agia Pelagia














Fodele und Sises

Nächster Abzweig von der New Road in diesem nur dünn besiedelten Küstenstrich ist unweit der Tankstelle. Rechts ab geht es nach Ormos Fodele und zur gleichnamigen Bucht mit einer größeren Hotelanlage. Links führt eine Straße ins drei Kilometer entfernte Dorf Fodele, das Geburtsort des kretischen Malers El Greco sein soll, und was dort auch entsprechend vermarktet wird. Einige seiner Werke sind im Museo del Prado in Madrid zu sehen. Bleibt man auf der New Road folgt nach weitere sieben Kilometern die Abzweige nach Sises (rechts), dessen Bewohner an der Straße oft Orangen verkaufen, und hinein in die Berge (rechts) auf kurvenreicher Straße via Aloides zur Old Road. Die New Road wendet sich nun wieder dem Meer zu und verläuft einige Kilometer nah an der Küste, allerdings hoch oberhalb des Meeres.

Nachsaison an der Nordküste: Der Letzte räumt die Liegen weg…













Bali und Panormos

Bali, rund 40 Kilometer von Heraklion und zirka 30 Kilometer vor Rethimnon gelegen, war noch vor einigen Jahren ein verträumter Fischerort, doch inzwischen hat auch hier der Tourismus seine deutlichen Spuren hinterlassen. Der Ort ist stetig gewachsen, und lediglich direkt am Hafen ist noch etwas vom ursprünglichen Flair zu spüren.

Rund zehn Kilometer westlich von Bali liegt der kleine Ferienort Panormos mit einem alten Ortskern, etwa einen Kilometer von der New Road entfernt. Der kleine Hafen wird durch eine Mole geschützt, und nahebei sind die Reste einer venezianischen Festung zu sehen.

SchotenBlüten














Kloster Ioannis Prodromos (Atalis)

Unweit der Abzweigung nach Bali führt links ein steiler Weg zum Kloster Ioannis Prodromos, das auch als Moni Atalis bezeichnet wird, was auf den Namen der venezianischen Dorfes Atali bzw. der antiken Stadt Atalis zurückführen lässt. Der Abzweig ist indes lediglich von Westen aus kommend ausgeschildert. Die Klosteranlage wurde laut erhaltener Inschriften im 17. Jahrhundert gebaut, vielleicht existierte hier aber auch schon früher ein Kloster. Lange war das Kloster verlassen und wurde erst 1982 wieder aufgebaut. Als sehenswert gelten die zweischiffige, dem Heiligen Ioannis geweihte Klosterkirche mit ihrer renaissancistischen Fassade und den Fresken im Innern sowie der verzierte Brunnen am höchsten Punkt der Anlage. Von der Klosteranlage aus bietet sich ein schöner Ausblick auf die Küste.

Eselsgeduld…















Landschaft bei Margarites













Kultstätte: Melidoni-Höhle

Kreta hat mehr als 3000 Höhlen. Neben den beiden berühmtesten, der Psychro-Höhle (Diktaion Antron) auf der Lassithi-Hochebene und der Zeus-Höhle (Ideon Andron) auf der Nida-Hochebene, ist die Melidoni-Höhle nahe des gleichnamigen Ortes eine der bekanntesten Höhlen Kretas. Wenige Kilometer hinter Bali geht es links ab in Richtung Melidoni. Vom Dorf sind es noch etwa zwei Kilometer bis zum Eingang der Höhle, die auf 229 Metern liegt. Die kleine Kapelle der Evangelistria, der Heiligen Jungfrau, steht nahe des Eingangs.

Anhand von Funden wie Scherben und einer spätminoischen Doppelaxt, die bei Ausgrabungen gefunden wurden, hat man festgestellt, dass die Melidoni-Höhle von den Anfängen der Neusteinzeit bis zur römischen Epoche als Kultstätte genutzt wurde. Verehrt wurde hier unter anderem Hermes, was aus einer rechts vom Eingang in den Fels geritzten Inschrift aus dem 3. Jahrhundert vor Christus hervorgeht. Die Melidoni-Höhle gibt mit ihren verschiedenen Räumen mit imposanten Stalagmiten, Stalagtiten und Sinterbildungen nicht nur einen Einblick in die Erdgeschichte. Auch in der kretischen Geschichte hat die Höhle ihren Platz gefunden. Während der türkischen Besatzungszeit hatten sich die Einwohner des Dorfes Melidoni in der Höhle verschanzt. Die Türken legten am einzigen Eingang Feuer, so dass die Menschen im Innern erstickten. Wann genau sich dieses abgespielt hat, ist nicht ganz klar, denn in den unterschiedlichen Quellen werden verschiedene Daten genannt. Diese reichen vom Oktober 1823 bis zum Januar 1834. Und auch die Zahl der Getöteten schwankt zwischen 300 und 400. Ihre Knochen werden bei einem Denkmal im ersten Raum der Höhle aufbewahrt.

Margarites: Traditionelle Töpferkunst (Foto: G. Freiheit)













Margarites: Traditionelle Töpferkunst
(Foto: G. Freiheit)

Margarites

Von Melidoni aus bietet es sich an, einen weiteren Schlenker durchs Hinterland zu machen. Über die Provinzstadt Perama an der Old Road, der alten Straße zwischen Heraklion und Rethimnon, weisen von dieser wenige Kilometer westlich der Kleinstadt Hinweisschilder nach Margarites. Südwärts geht es durch fruchtbares, hügeliges Land, das von einigen Taleinschnitten durchzogen ist und am Rande des Psiloritis-Gebirges liegt. Margarites ist als Töpferdorf bekannt. Wurden hier einst nach alter Tradition die meterhohen Pithois, Vorratsgefäße aus Ton, und Gebrauchskeramiken gefertigt, sind es heute fast nur noch Töpferwaren nach touristischem Geschmack in den Werkstätten geformt und gebrannt. Ein hübsches Souvenir aus Ton findet man in einem der Läden in den engen Gassen des Ortes hier sicherlich.

Wer sich für byzantinische Kirchen interessiert, findet in Margarites derer gleich drei: die Kirche Agios Ioannis Prodromos nahe des Dorfplatzes mit Fresken aus dem 14. Jahrhundert, eine weitere etwa 100 Meter oberhalb des Dorfplatzes sowie die Kirche des Heiligen Georgios aus dem 14. Jahrhundert knapp außerhalb des Ortes. Auf dem Dorfplatz steht eine Büste des von hier stammenden Abtes Gavriil, der beim Drama von Arkadi eine tragende Rolle gespielt haben soll.

Antike Stadt: Archea Eleftherna

Gerade einmal sechs Kilometer sind es von Margarites zu der Ausgrabungsstätte des antiken Elftherna. Archäologische Funde wurden in der Gegend der Landschaft bei Margaritesheutigen Siedlungen Elftherna und Archea Elftherna gemacht, die wichtigsten auf einem Hügel zwischen zwei Bächen am Fuß des Psilonitis. Auf diesem entdeckten die Forscher eine Totenstadt aus geometrischer und archaischer Epoche, außerdem hellenistische und römische Gebäude und Straßen sowie auf dem Gipfel des Hügels, dem ehemaligen Zentrum der antiken Stadt, Gebäudeteile aus römischer und frühchristlicher Zeit. Entdeckt wurden unter anderem hellenistische Mauern, römische Bäder, eine dreischiffige frühchristliche Basilika mit Narthex und herrlichen Mosaikornamenten aus dem 6. oder 7. Jahrhundert nach Christus sowie riesige römische Zisternen am Talgrund.

Es ist möglich, die verstreut liegenden archäologischen Stätten von Eleftherna bei einer rund zweistündigen Wanderung zu besichtigen. Zur weitergehenden Lektüre sei die Website der Naturwissenschaftlichen Arbeitsgemeinschaft Obertshausen-Mosbach empfohlen: auf www.kreta-umweltforum.de erhalten Wander- und Naturfreunde zur Wanderung zu den Ruinen und Zisternen von Eleftherna ein Merkblatt zum Download.Nähere Informationen zu den Ausgrabungen bei Eleftherna finden sich auch im Kapitel »Archäologische Stätten« auf der Website der Präfektur Rethymnon. Weiter in westlicher Richtung gelangt man nach zum berühmten Kloster Arkadi.

Kloster Arkadi

Kaum ein pauschal gebuchter Kreta-Ausflug, der nicht zum Kloster Arkadi führt, gilt es doch als kretisches Nationalheiligtum. Und nicht nur Touristen kommen busseweise tagtäglich zu Hunderten hierher, auch für viele Kreter gilt Arkadi als Wallfahrtsstätte – als Symbol der »Selbstopferung und der Freiheit«, wie es auf der Website der Präfektur Rethymnon heißt. Jedes Jahr am 9. November wird mit einer großen Prozession jenes Ereignisses gedacht, das das Kloster zum Symbol des kretischen Freiheitswillen gemacht hat.

Mönchszellen im Kloster Arkadi















1866 hatten sich mehr als 900 Kreter in die Klosteranlage zurückgezogen und hielten zunächst den türkischen Belagerern stand. Schließlich gelang es den Türken, in das Kloster einzudringen. Um ihnen nicht in die Hände zu fallen, sprengte Kostas Giaboudakis mit Erlaubnis des Abtes Gavriil Marinakis und Einwilligung der Männer und Frauen am 9. November 1866 die Pulverkammer in die Luft. Es gab eine gewaltige Explosion, bei der nicht nur die meisten der Aufständischen sondern auch rund 1500 türkische Eindringlinge zu Tode kamen. Der kollektive SelbstmordSchädelsammlung im Beinhaus des Klosters Arkadi gilt als größte Tragödie im kretischen Widerstandskampf.

Etliche Schädel und Knochen der Verstorbenen werden gegenüber dem Kloster im Beinhaus in einer ehemaligen Windmühle in Vitrinen aufbewahrt. Daneben befindet sich außerdem eine Gedenkstätte mit vier Büsten der wichtigsten Helden der Aktion: der Kämpferin Chariklia Daskalaki, Abt Gavriil Marinakis, Sprengmeister Kostas Giamboudakis, dem übrigens auch in Rethimnon ein Denkmal gewidmet ist, und Ioannis Dimakokoulos, dem militärischen Führer des Widerstands.

Beinhaus und Gedenkstätte am Kloster Arkadi















Architektur des Klosters Arkadi

Nicht nur wegen seiner wichtigen Rolle in der Geschichte Kretas lohnt der Besuch im Kloster Arkadi. Auch die Architektur weist einiges Sehenswertes auf. Rückansicht der Kirche im Kloster ArkadiDes Komplex hat einen quadratischen Grundriss und wirkt tatsächlich wie eine Festung. In seiner heutigen Form ist das Kloster rund 400 Jahre alt. Besucher betreten die Anlage durch einen hohen Torbogen, der bereits vier Jahre nach der Explosion wieder aufgebaut worden war. Sogleich steht man vor der Fassade der Klosterkirche – ein harmonisches Zusammenspiel verschiedener architektonischer Elemente: gotische Bögen und Obelisken, renaissancistische Schneckenwindungen, korinthische Schmuckleisten und Barockwindungen. Im Oktober 2005 wurde die von einem Glockenturm gekrönte Kirchenfassade restauriert, so dass der Glockenturm der Klosterkirche Arkadiuntere Teil mit den vier Halbsäulenpaaren und den korinthischen Kapitellen sowie mit Außenbögen, deren innere kreisrunde Öffnung von Blumenmotiven geschmückt ist.Anhand von Inschriften an der zweischiffigen Kirche im Zentrum der Klosteranlage wird vermutet, dass sie 1587 erbaut wurde, vermutlich aber anstelle einer bestehenden Kirche aus dem 14. Jahrhundert. Gewidmet war sie dem Heiligen Konstantin und der Verklärung Christi.

Rechts von der Kirche führt eine Außentreppe in das Klostermuseum im ersten Stock, das einige Exponate zur Geschichte des Klosters und des Freiheitskampfes – darunter das heilige Banner der Revolution – beherbergt. Komplettiert wird die Schau durch wertvolle Kloster- und Kirchenschätze, die vor den Besatzern versteckt worden waren, Messgewänder, Fotos, Ikonen sowie einen Teil der bei der Explosion zerstörten Ikonostase.

Links der Kirche, im Nordflügel, liegt nahe der Ecke die Zelle des ehemaligen Abtes Gabriel. In der Mitte befinden sich das Refektorium (Speisesaal)und die Küche, Zugang zum Refektorium im Kloster Arkadiund in der nordöstlichen Ecke die geschichtsträchtige Pulverkammer – bis heute übrigens wurde das Dach nicht wieder repariert. An der Ost-, Süd- und Westseite der Anlage sind auf zwei Stockwerken die Mönchszellen angeordnet. Vor allem zum Innenhof hin mutet der Klostertrakt fast schon wie ein spanisches Wirkt wie ein Pueblo: Laubengang im Kloster ArkadiPueblo an, während es an der Front zum Parkplatz hin wie eine wuchtige, in die Jahre gekommene Festung wirkt. Für einen Besuch im Kloster Arkadi auf eigene Faust empfiehlen sich die Morgenstunden oder der späte Nachmittag, dann ist es noch nicht bzw. nicht mehr so voll.

Blick auf die Arkadischlucht: Friedhof beim Kloster Arkadi















Arkadi-Schlucht und Amnatos

Vom Kloster Arkadi führt eine kurvenreiche aber gut ausgebaute Straße zunächst durch die schöne Arkadi-Schlucht in das Dorf Amnatos. Von hier bietet sich nicht nur ein attraktiver Ausblick, von hier stammt auch eine der Heldinnen von Arkadi: Hariklia Daskalaki ist bei der Gedenkstätte des Klosters eine der Büsten gewidmet. In Amnatos sind venezianische Häuser und ein Tor mit Epigramm zu sehen.

Loutra und Stavromenos

Nach weiteren rund fünf Kilometern, etwa beim Ort Loutra, hält man sich nun in Richtung Stavromenos an der Küste. In der Umgebung des Ortes liegen einige archäologische Stätten. Auf dem Palöokastro etwa wurde ein Grabstein aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. mit der eingemeißelten Darstellung eines jungen Jägers entdeckt. Die größte Dichte an Gebäuden lag bei den Hügeln Tsikouriana und Kakabella im Süden von Stavromenos. Im Informationszentrum Sfakaki erfahren Interessierte mehr zu den Ausgrabungen.

Kloster Arsani

Unweit von Stavromenos, etwa 11 Kilometer östlich von Rethimnon liegt an der Straße nach Pangalohori das Kloster Arsani. Vermutlich gab es das Kloster schon vor Ankunft der Venezianer auf der Insel. Seinen Namen soll es von einem Mönch namens Arsenius erhalten haben. Im Türsturz des Refektoriums ist die Jahreszahl 1645 zu sehen. Auch während der türkischen Unterdrückung lief hier der Klosterbetrieb weiter. Ein Erdbeben im Jahr 1856 zerstörte weite Teile des Klosters. Zehn Jahre später beteiligten sich die Mönche am großen kretischen Aufstand, und im Zweiten Weltkrieg diente das Kloster als Unterschlupf für Widerstandskämpfer. Heute wird das Kloster Arsani nur von wenigen Touristen besucht. Es ist dem Heiligen Georgios geweiht und in seinem Museum werden Bücher, Gewänder, kirchliche Gegenstände und wertvolle alte Ikonen aufbewahrt.

Katzen-Pause















Nekropole von Armeni

Folgt man von Rethimnon der Hauptroute in Richtung Südküste – siehe auch Globetrotter-Seiten-Kapitel zum Bezirk Sfakia und zentrale Südküste –, weist kurz vor der Kleinstadt Armeni ein Hinweisschild zu den Nekropolen von Armeni. Inmitten eines Eichenwaldes wurde ein Friedhof gefunden, der in die spätminoische Zeit (13. bis 12. Jahrhundert v. Chr.) datiert wird. Es handelt sich um eines der größten Gräberfelder dieser Zeit.

Nekropole von Armeni: Spätminoischer Friedhof (Foto: G. Freiheit)Margarites: Traditionelle Töpferkunst (Foto: G. Freiheit)













Nekropole von Armeni: Schmale Gänge führen in die Grabkammern aus spätminoischer Zeit.
(Foto: G. Freiheit)


Auf dem rund vier Hektar großen Gelände wurden mehr als 220 Gräber bei systematischen Ausgrabungen entdeckt. Die Kammergräber sind in den weichen Felsen gehauen. Ein schmaler gemeißelter Gang, der Dromos, führt ins Innere der nach Osten ausregrichteten Grabkammern. Lediglich eines der Gräber ist kuppelförmig gebaut, ähnlich dem bei Apodoulou zirka zehn Kilometer nördlich von Agia Galini an der Südküste. Die meisten Gräber von Armeni enthielten reiche Funde wie Statuetten, Waffen, Schmuck, Werkzeuge oder Gefäße. Es handelt sich um Familiengräger, in denen mehrere Tote entweder direkt auf dem Boden oder in tönernen Totenschreinen (Larnakes) bestattet wurden.

»Elefantengrotte« von Gerani

(Quelle: www.kreta-umweltforum.de)

Westlich von Rethimnon wurde 1967 beim Bau der neuen Nationalstraße unterhalb der Brücke Kyani Akti, etwa sieben Kilometer in Richtung Chania bei Gerani, eine Höhle entdeckt, deren natürlicher Eingang verschüttet war. Bei der Erkundung der Höhle wurde eine in den Fels gehauene Treppe entdeckt, die vermutlich aus der minoischen Epoche stammt. Bei der weiteren Erforschung der Höhle wurden im Bereich des einstigen natürlichen Eingangs Elefantenknochen gefunden, weshalb man auch von der »Elefantengrotte« von Gerani spricht. Weitere Funde aus der Höhle, wie menschliche Knochen, Scherben und Werkzeuge aus Stein und Knochen, deuten darauf hin, dass hier schon seit Ende des Neolithikums der »Kult der großen Muttergöttin« praktiziert wurde. Die Grotte bei Gerani ist nicht zu besichtigen.

Relativ einsamer Strand bei Asprouliani















Bucht von Almirou

Etwa fünf Kilometer von der Abzweigung bei Gerani verläuft die New Road praktisch fast entlang der langgestreckten Bucht von Almirou. Lange weite Sandstrände locken hier zum Verweilen, von der Straße durch einen schmalen baumbewachsenen Grünstreifen getrennt. Außer einigen Hotels und dem kleinen Ort Asprouliani sind hier direkt an der Küste kaum nennenswerte Ansiedlungen. Das hügelige Hinterland wird zumeist landwirtschaftlich genutzt. Von Asprouliani aus bietet sich ein Abstecher zum einzigen Süßwassersee Kretas, dem Kournas-See, an. Auch ist es von hier nicht mehr weit in den Ferienort Georgioupolis und auf die Drapanon-Halbinsel. Mehr darüber ist in einem eigenen Globetrotter-Seiten-Kapitel beschrieben.

Informationen:

Nähere Informationen über die zentrale Nordküste und die beschriebenen Abstecher ins Hinterland gibt es im Internet zum Beispiel unter folgenden Adressen:

Präfektur Rethymnon (offizielle Website des Fremdenverkehrsausschusses mit ausführlichen Infos, u.a. zu der Archäologischen Stätten von Eleftherna und Armeni)
Kreta-Umweltforum (Website der Naturwissenschaftlichen Arbeitsgemeinschaft Obertshausen-Mosbach mit ausführlichen Infos, diverse Merkblätter zum Download)
Höhlen auf Kreta (Website mit ausführlichen Infos zu diversen Höhlen Kretas)
Online-Guide-Kreta (Ausführliche Infos über diverse Orte)
Crete-Tournet (Infos u.a. über Klöster und Sehenswürdigkeiten)
Beeinnet (Website mit Infos u.a. zu verschiedenen Klöstern)
Interkriti (Infos über Agia Pelagia, engl.)

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