Sapa: Lebendiger Marktflecken für umliegende Bergvölker

Softsleeper oder Hard Seat: Mit dem Zug in die Bergwelt Vietnams

zum Vietnam-Inhaltsverzeichnis
zurück zum Vietnam-Inhaltsverzeichnis
zur Globetrotter-Startseite
zurück zur Globetrotter-Startseite
 

Bergpanorama bei SapaBerge bei Sapa
  
Sapa liegt auf etwa 1600 Metern über dem Meeresspiegel in der Provinz Lao Cai, etwa 330 Kilometer nordwestlich von Hanoi. Die beste Jahreszeit, Sapa zu besuchen, ist im April und Mai. Zuvor kann es kalt und neblig sein, danach beginnt die Regenzeit. Im April und Mai stehen die Blumen in voller Blüte, das Gras ist saftig und die Wolken im Tal und um die Berge verziehen sich in den Morgenstunden recht bald. In dieser Region werden neben Reis auch Früchte wie Äpfel, Birnen, Pfirsiche und Pflaumen angebaut. Die Hoang Lien Son-Berge werden auch Tonkien-Alpen genannt.

Wochentägliches Markttreiben in Sapa
















Am Fahrkartenschalter in Lao Cai, wenige Kilometer vor der erst 1993 wieder eröffneten vietnamesich-chinesischen Grenze, herrscht dichtes Gedränge. Der rücksichtsvolle Europäer mit dem Rucksack auf dem Buckel wird von links und rechts von schnatternden kleinen Asiaten (das ist nicht abwertend gemeint) bedrängt. Wenn der Traveller schließlich unter Einsatz der Ellenbogen sein Ticket für den »hard seat« der vietnamesischen Eisenbahn ergattert hat, erwartet ihn eine Sitzfleisch fordernde Reise »mitten im Leben«, zusammen mit Sack und Pack schleppenden Bäuerinnen, zahnlosen alten Männern, kleinen, Badelatschen tragenden Schuhputzer-Jungen und modisch gekleideten Teenagern.

Drund zehnstündige Zugfahrt entlang des Roten Flusses von Lao Cai nach Hanoi (oder umgekehrt) lohnt unbedingt. Auch wenn man nach spätestens drei bis vier Stunden meint, bald Schwielen am Allerwertesten zu bekommen – nur wer mit »hard seat«-Ticket in der »Holz-Klasse« unterwegs ist, lernt die Menschen kennen. Solch eine Zugfahrt ist eine prima Gelegenheit, das wirkliche Leben außerhalb der Touristenhotels zu entdecken. Welch eine Bereicherung ist es Räucherstäbchen liegen zum Trocknen ausdoch, das alte Mütterchen mit dem schweren Reissack und den tiefen Falten im gebräunten Gesicht zu beobachten – selbst wenn man kein Wort von dem versteht, was sie den Mitreisenden quer durch das Abteil zukeift.

Service hinter Gittern

Und mit ehrlicher Neugier versucht sich die junge Frau, die die ersten zwei Stunden Zugfahrt löslichen Kaffee an die Fahrgäste verkauft, mit der »Langnase« aus Europa zu unterhalten. Wenn auch das Gespräch nur mit Händen und Füßen zu führen ist, so kann sich der Reisende doch auf diese Weise einer herzlichen und liebenswerten Gesellschaft sicher sein. Klar, dass man den Kaffee-Service gerne in Anspruch nimmt. Beim Genuss dieses superleckeren Getränks vergisst man sogar für ein paar Minuten durch die vergitterten Zugfenster auf den neben den Gleisen verlaufenden Fluss zu schauen. Die Gitter sind, so die offizielle Begründung, zum Schutz der Passagiere gedacht. Na ja, ein bisschen wie im Viehtransporter kommt man sich schon vor.

Auf schmaler Straße hoch hinaus

Für die Anreise nach Lao Cai im Norden Vietnams empfiehlt sich die touristische, deutlich bequemere Variante: ein Vierbett-Schlafwagenabteil des Queen-Hotels in Sapa. Noch eine Klasse besser, sprich teurer ist der Schlafwagen des Victoria-Hotels. Bei beiden ist der Transfer von Lao Cai nach Sapa im Preis enthalten. Der Zug startet gegen 21.30 Uhr am Bahnhof in Hanoi und bringt die Passagiere sozusagen im Schlaf an die chinesische Grenze oder sogar darüber hinaus. Denn die 1979 zerstörte Eisenbahnverbindung mit Kunming in China wurde 1996 wieder in Betrieb genommen.

Bei Sonnenaufgang werden die schlaftrunkenen Passagiere bereits am Bahnsteig des Grenzortes Lao Cai zu Minibussen gelotst. Am Bahnhof ist um diese Zeit noch nicht viel Betrieb. Rund 40 Kilometer liegt der Bergort Sapa entfernt. Zunächst überquert der Minibus den Roten Fluss und lässt sodann den nur 80 Meter über Meeresspiegel liegenden umtriebigen Grenzort hinter sich. Meter für Meter windet sich jetzt die schmale Straße hinauf in die Berge, deren Höhenzüge die Nordgrenze Vietnams bilden.

Hartes Brot mit harten Steinen

Es geht vorbei an etlichen Kolonnen von Bauarbeitern, die unter einfachsten Arbeitsbedingungen riesige Findlinge zu Schotter kleinhauen, der sodann als Untergrund für den neuen Straßenbelag dient. Harte Arbeit in den Bergregionen VietnamsMan stelle sich vor, man sollte mit einem Uhrmacherhämmerchen einen großen Felsen zu feinem Kies verarbeiten! Sogar einige Frauen sind unter den Arbeitern. Viele Familien aus den Bergdörfern sind jedoch froh, wenn sie sich auf diese Weise ein paar Dong verdienen können. Denn die Menschen, die hier in den Bergen leben sind arm, leben nur von dem Ertrag, den ihre kleinen Felder hergeben oder von dem, was sie an Touristen verkaufen können. Wendet man sich dann immer noch ungläubig und fassungslos ob dieser Plackerei wieder der Landschaft zu, so kommen bald Reisterrassen an den Hängen zu sehen.

Blick auf Sapa

Sapa: Einst verschmähter Höhenkurort

Nach etwa einstündiger Fahrt erreicht der Minibus Sapa und lädt im Zentrum die Passagiere aus. Diese werden zumeist bereits von einem guten Dutzend Männern und Frauen erwartet. Sie werben vor allem außerhalb der Saison um Gäste für eine der zahlreichen Unterkünfte.

In Sapa, auf rund 1600 Metern Höhe, wollten die Franzosen zu Beginn der 20-er Jahre einen Höhenkurort etablieren. Doch wegen der schlechten Erreichbarkeit wurde nichts daraus. Erst vor wenigen Jahren – Vietnam öffnete sich nach und nach dem Tourismus – entdeckten Rucksacktouristen den Ort wieder. Heute boomt Sapa und zahlreiche Traveller-Cafés in Hanoi bieten mehrtägige Touren dorthin an.

Der Ort ist herrlich auf einer Bergkuppe gelegen. Von exponierter Stelle schweift der Blick hinüber auf das Massiv des Phan Si Pan,Bach bei Sapa den mit 3143 Metern höchsten Berg Vietnams. Die alpine Landschaft unterhalb der Höhenzüge wirkt gestaltet. Große Teile der einst wohl üppigen Wälder sind zugunsten von Feldern gerodet worden. Und das hat wie andernorts auf der Welt ähnlich fatale Folgen: die Böden sind karg und werden in der Regenzeit weiter ausgeschwemmt.

Markttreiben

Vor allem an den Wochenenden kommen die Besucher in Scharen nach Sapa, um den bekannten, farbenprächtigen Samstags-Markt zu sehen. Hier bieten die mit bunten, traditionellen Gewändern bekleideten Bewohner der umliegenden Minderheitendörfer ihre Waren feil. Dabei haben gerade die jungen Mädchen und älteren Frauen den offensiven Handel mit den Touristen sehr schnell gelernt. Schade, denn würden sie nicht gar so forsch zur Sache gehen, könnten sie vielleicht sogar noch mehr ihrer Produkte an den Mann und die Frau bringen.

Handarbeiten: Red Zao-Frauen in ihrem Bergdorf
















Beschaulicher geht es wochentags in Sapa zu, das einschließlich der umliegenden Dörfer rund 10.000 Einwohner zählt. Da bleibt genug Muße, das bunte Warenangebot – Kunsthandwerk und farbenfrohe Handarbeiten, aber auch Obst und Gemüse – der hier lebenden Montagnards in Ruhe zu betrachten. Wenn sich nicht zu viele Touristen zwischen den Marktständen und in den Straßen Sapas tummeln, kann Open-Air-Friseur oberhalb des Marktes in Sapaman sich viel lockerer auf eine Tasse grünen Tee zu den Einheimischen setzen. Dann fällt einem sicher auch der Open-Air-Friseur auf dem Treppenabsatz hinauf zur Kirche auf. Mit scharfem Rasiermesser nimmt er gekonnt den Drei-Tage-Bart eines Kunden ab.

Ham Rong Park:

Als Ausgleich zum bunten Markttreiben empfiehlt es sich, die Stufen hinauf zum Ham Rong Park zu erklimmen. Von hier aus hat man einen tollen Blick auf die Stadt und das beeindruckende Panorama mit dem Phan Si Pan. Der Weg führt nach dem Ticket-Office stetig bergan. Zunächst geht es durch lauschige Orchideen-Gärten, dann durch ein Gelände mit weitläufig angelegten Blumenbeeten. Nun zweigt links ein schmaler Pfad mit Stufen hinauf in felsiges Terrain. Hält man sich links, kommt man zu einem weiteren Aussichtspunkt und von hier auf dem Rundweg weiter durch schmale Felsdurchgänge zur Abzweigung zur Hang Tam Môn-Höhle. Auf verschiedenen Wegen gelangt man dann zu einem kleinen Kulturzentrum, in dem zu bestimmten Zeiten Folklore-Vorführungen der Minderheiten zu sehen sind und Souvenirs verkauft werden. Am Radiosender vorbei kommt man dann wieder hinunter zum Eingang. Der Park lohnt sich nicht nur wegen der schönen Aussicht, sondern auch wegen der interessanten Spazierwege.

Wandern zu den Bergdörfern

Vater und Tochter vom Volk der Hmong auf dem Markt in Sapa Zu den Aktivitäten, die man in Sapa nicht versäumen sollte, zählt eine kombinierte Jeep- und Wandertouren zu verschiedenen Bergdörfern der ethnischen Minderheiten. Zwar gehören Touristen auch hier längst zum Alltag der Hmong und Zao, Zay, Red Zao und Tay, doch bekommt man hier einen guten Eindruck vom beschwerlichen, einfachen Leben. Während Mädchen und Frauen mit Handarbeiten und Reisanbau beschäftigt sind, verdienen viele Männer zum Beispiel wie beschrieben beim Straßenbau mühsam den Lebensunterhalt. Angeboten werden von verschiedenen Veranstaltern Tages- oder Mehrtagestouren mit Übernachtung bei einer Familie in den Bergen. Sehr viel Mühe geben sich zum Beispiel die Mitarbeiter von Dang Trung Thuc vom Auberge-Hotel in Sapa.

Informationen:

Nähere Informationen über Sapa und die Minderheiten der Bergdörfer gibt es im Internet zum Beispiel unter folgenden Adressen:

Homepage des Tourismusbüros Vietnam (engl.)
Informationen zu Sapa (engl.)

nach oben 
zum Vietnam-Inhaltsverzeichnis
zurück zum Vietnam-Inhaltsverzeichnis
zur Globetrotter-Startseite
zurück zur Globetrotter-Startseite
 
Kostenloser HP Counter